
Von Michael Fürst
HG Königshofen/Sachsenflur – HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim 31:31
Aufstellungen:
Königshofen/Sachsenflur: Berthold, Zahner (1) (beide Tor), Deis (6), Fleck, Burger, Scheible, Grösslein, Fischer (1), Kaiser (5), Sambeth (1), Mayer (9), Bleckmann (7), Hartnagel (1).
Dittigheim/Tauberbischofsheim: Schneider, Gluhak (beide Tor), Rother (11), Böhlecke, Maier (2), Bauer (1), Eisfeld, Englert (1), Karl (6), Bauer (5), Hintzsche (5), Koper.
Die Sportbegeisterten der Region standen am Samstagabend vor einer schweren Wahl: Das Bundesliga-Spitzenspiel Bayern gegen Bayer schauen oder das Taubertal-Derby zwischen der HG Königshofen/Sachsenflur und der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim in der Tauber-Franken-Halle live erleben? Die rund 500 Zuschauer in der Halle waren eindeutig die glücklicheren, denn sie sahen ein hochspannendes Landesliga-Spiel mit 62 Toren – ein Kontrast zum torlosen Fußballspiel. Doch noch viel wichtiger: Sie erlebten die einzigartige Derby-Stimmung, die nur ein solches Handball-Duell bieten kann.
Dass sich die 62 Treffer schließlich gerecht auf beide Teams verteilten und die Partie 31:31 endete, war absolut folgerichtig. Beide Mannschaften hatten Siegchancen – und hätten ebenso gut verlieren können.
Die Gäste aus Dittigheim/Tauberbischofsheim führten Mitte der ersten Hälfte bereits mit 10:6 und schienen, wie im Hinspiel, einem lockeren Sieg entgegenzugehen. Doch die kämpferische HG gab nicht auf. 30 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 31:30 hatte Konstantin Kaiser die große Chance, mit einem weiteren Tor alles klarzumachen. Doch sein freier Wurf verfehlte das Tor.
HSG-Trainer Oliver Winter reagierte sofort, nahm eine Auszeit und plante den finalen Angriff. Der Ball kam zu Fabian Hintzsche, der mit einem wuchtigen Rückraumwurf den Ausgleich zum 31:31 erzielte. Winter riss die Arme hoch – erleichtert und zufrieden: „Die Abwehr stand gut, vorne lief es ordentlich. Es war ein gerechtes Unentschieden.“
Ganz anders sein Gegenüber David Fischer, der nach der Partie enttäuscht nach draußen schlurfte: „Der Sieg war auf dem Silbertablett serviert.“ Fischer haderte mit der verpassten Chance in den letzten Sekunden, war aber dennoch stolz auf die kämpferische Leistung seines Teams.
Trotz des starken Kampfes steht die HG Königshofen/Sachsenflur mit dem Rücken zur Wand. Aufgrund der Ligenreform müssen alle Teams ab Platz sieben in die Relegation zur neuen Landesliga. Der sechste Platz ist acht Punkte entfernt – eine kaum mehr erreichbare Hürde in den verbleibenden neun Spielen. Auch die Relegation scheint angesichts der starken Konkurrenz aussichtslos.
Trainer Fischer bleibt dennoch zuversichtlich: „Das wird uns nicht umhauen. Die Mannschaft bleibt zusammen.“ Auch er und Co-Trainer Heiko Maag wollen weitermachen – „Stand jetzt.“
Auch die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim steht vor einem Umbruch. Felix Rother und Tobias Karl – zwei absolute Leistungsträger – beenden am Saisonende ihre Karriere. Trainer Oliver Winter sieht dennoch Chancen auf den Klassenerhalt: „Mit ihnen haben wir auch in der Relegation eine Chance.“ Er selbst wird unabhängig von der Liga weitermachen, denn: „Es macht einfach Spaß, die Entwicklung der Mannschaft zu sehen.“ Winter und Fischer freuen sich zudem über große Trainingsbeteiligung – stets 20+x Spieler. Doch reicht die Klasse für die Landesliga?
Angesichts der tollen Stimmung und des hochklassigen Spiels wäre es schade, wenn es dieses Taubertal-Derby in der kommenden Saison nicht mehr geben würde. Dass sich beide Teams in der neuen Bezirksoberliga wiedersehen – das möchte keiner. Auch dann würde man dieses Handball-Duell aber sicher einem Bundesliga-Fußballspiel vorziehen…
