So macht man sich zum Start der Advents-Zeit kurzerhand ein vorweihnachtliches Geschenk: die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim stürzt mit der bisher besten Saisonleistung den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer!
Die Rollen waren an sich deutlich verteilt. Im vorletzten Heimspiel des Kalenderjahres gastiert der TV Hemsbach als ungeschlagener Tabellenführer im Taubertal. Der beste Angriff der Liga, die beste Abwehr der Liga – die Aufgabe schien für die Winter-Truppe übermächtig.
Zudem verbesserte sich im Vergleich zur Vorwoche die personelle Situation nicht wirklich. Felix Maier (Daumenfraktur) komplettierte neben Justin Bauer die Liste der Verletzten, dafür kehrte Christoph Böhlecke zurück ins Team. Ebenfalls war Mattis Reinholdt für zumindest Kurz-Einsätze wieder bereit. Doch es war bereits vor der Partie klar, Personalien spielen im Duell mit dem Tabellenführer keine große Rolle, es geht nur über die Einheit.
Zäher Beginn auf Augenhöhe
Und tatsächlich bot sich der Grünewaldhalle zu Tauberbischofsheim in der Anfangsphase der Partie nicht gerade ein handballerischer Leckerbissen. Aus Sicht des Spielstand egalisierten sich die beiden Mannschaften bis in die 15. Spielminute, von 2:2 über 4:4 stand es 6:6. Bereits nach diesem Beginn konnten sich die HSG-Akteure gegenseitig auf die Schultern klopfen, doch gab es keinerlei Anzeichen für Zufriedenheit. Im Gegenteil, die Taubertal-Handballer warfen den Turbo an! Über eine stabile Abwehr ergaben sich Ballgewinne und schnelle Tore. Und sächlich sah sich die TVM-Bank gezwungen, beim Stand von 8:6 nach etwas mehr als 16 Minuten die Timeout-Karte ans Kampfgericht zu legen.
Nicht nur der Spielstand gab Anlass für bedenken, auch der couragierte und ambitionierte Auftritt der Hausherren. Zudem schlichten sich mehr und mehr Fehler beim Tabellenführer ein, Würfe verfehlten das Tor, technische Fehler, die bis dato ungeschlagenen Liga-Anführer sahen unsicher aus. Jedoch war die sprichwörtliche Messe selbstverständlich nicht lange nicht gelesen. Was für einige Minuten fahrig wirkte, münzten die Gäste kurzerhand in eine seriöse Aufholjagd um. Nachdem sich die HSG den 3-Tore-Vorsprung bis in die 22. Minute halten konnte (12:9), stand es nach knapp 27 Minuten 12:12.
Doch sollte die HSG allenfalls wackeln, aber nicht fallen. Nach einer Timeout-Pause stabilisiert sich die Abwehr und mit zwei Torerfolgen überraschen Rother, Karl und Co. die Liga mit einer Halbzeitführung von 14:12 gegen den Tabellenführer.
Nervöser Beginn – starke Schlussphase
Die ersten Minuten bot sich der Grünewaldhalle ein erneut eher wackliger Beginn. Die Gäste aus Hemsbach glichen innerhalb weniger Angriffe aus und es bot sich ein offener Schlagabtausch. Über 14:14, 16,16 ging es nach gut 45 Minuten auf 17:17. Trotz einer mauen Ausbeute an Toren, die HSG zeigte weiterhin die mitunter beste Saisonleistung, tatsächlich spielte man mehr als nur auf Augenhöhe. Und diese konzentrierte und disziplinierte Leistung sollte plötzlich vorentscheidend genutzt werden. Samuel Hilpert und Raphael Koper brachten die Taubertal-Männer in eine doppelte Führung, Martin Tolic hält einen 7-Meter-Strafwurf und erneut Samuel Hilpert veredelte mit seinem Tor zur erneuten 3-Tore-Führung (20:17, 49.).
Der TVM war sich der brenzlichen Situation bewusst, die Abwehr wurde geöffnet, Felix Rother wurde eng gedeckt und die HSG sah sich vor einer neuen Herausforderung. Doch erwischte der Tabellenführer keinen guten Tag, nach den Umstellungen drehten die Hausherren nur noch mehr auf. Nach knapp 52 Minuten erhöhte Max Eisfeld auf 23:18 – das Spiel schien entschieden. Aber nein, Hemsbach ließ aufblitzen, man bisher alle neun Spiele siegreich bestreiten konnte. Beim 24:22 mit noch knapp 100 Sekunden auf der Uhr war alles möglich. Eine gute Abwehrleistung später und einen schnellen Angriff, vollendet über Luca Bauer, war die Sensation perfekt. Die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim schlägt den Tabellenführer mit 25:22! Und das in Art und Weise verdient, soweit in der Höhe verdient.
HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim: Rother (11), Koper (4), Karl (3), L. Bauer (2), Eisfeld (2), Hilpert (2), Scheler-Eckstein (1), Böhlecke, Esser, Gluhak, Hintzsche, Reinholdt, Tolic
TV Hemsbach: Drost (5), Capizzi (4), Fröhlich (4), Brückmann (3), Heckmann (2), Schmitt (2), Wiltz (1), Zschätzsch (1), Bechtold, Grotelüschen, Kessler, Kirsch, König, Walther
