
Nach einer turbulenten Woche im Taubertal gastierte die TG Laudenbach in der Grünewaldhalle. Nach insgesamt sechs Spielen ohne Sieg und dem letzten Heim-Erfolg aus dem Dezember war es Zeit, dass sich die HSG zurück in einen Rausch spielt.
Die Vorzeichen des letzten Heimspiels des Jahres standen auf Spektakel aus. Nach jeweils sechs Jahren im HSG-Dress verabschiedeten sich Felix Rother und Tobias Karl vom heimischen Taubertal-Publikum, Felix Schneider und Leon Scheler-Eckstein komplettierten das Quartett der Abgänge. Allein schon aus dieser Prämisse heraus war ein emotionaler Abend vorprogrammiert, ganz abgesehen davon, dass Felix Maier und Leon Scheler-Eckstein nach den jüngsten Entwicklungen die Geschicke an der Seitenlinie übernehmen mussten. Neben diesen Entwicklungen erschwerte sich das personelle Bild der Mannschaft unter der Woche weiter, Max Eisfeld zog sich im Training einen Kreuzbandriss zu und wird mehrere Monate ausfallen.
Trotzreaktion
Es war im klassischen Stil einer Phrase eine “Trotzreaktion” der Mannschaft gefordert. Der letzte Sieg der HSG ereignete sich am 1. Februar beim Tabellenschlusslicht der HSG Weinheim/Oberflockenbach, die restliche Bilanz der Rückrunde war ein müder Punkt im Derby in Königshofen. Ein Sieg in der sonst so schwer einzunehmenden Grünewaldhalle, ließ sich sogar bis zurück auf den 14. Dezember 2024 datieren, damals fuhr man einen Sieg gegen die HA Neckarelz ein. Noch schlimmer als die rein ergebnistechnischen Details waren inhaltlich die letzten Auftritte der Mannschaft. Die noch im ersten Abschnitt der Saison Hoffnung machenden Merkmale waren in den vergangenen Wochen komplett verschwunden. Die Abwehr der HSG war löchrig, der Zusammenhalt bröckelte und nicht zuletzt ließ die Mannschaft jegliches Tempo-Spiel kategorisch vermissen. Glücklicherweise war offensichtlich jedoch der Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen und womöglich die TG Laudenbach der genau richtige Gegner für diesen Moment. Als Tabellensiebter mit 19:23 Punkten stand die TGL inmitten der Tabelle, ohne wirkliche Chancen nach oben, jedoch mit einem kleinen Polster in die unteren Tabellenregionen. Dennoch brodelte es im Mannheimer Vorort ähnlich wie in Tauberbischofsheim und Dittigheim, mit lediglich neun Feldspielern reisten die Laudenbacher an.
Die geforderte und dringend benötigte Trotzreaktion sollte folgen, vom Anpfiff weg war die HSG eine komplett andere Mannschaft als noch in den Vorwochen. Der Fokus auf eine kompakte und tief stehende Verteidigung zahlte sich aus, sodass die TG Laudenbach zu langen Ballbesitzphasen und wenig Druck auf die Abwehr gezwungen wurde. Und im Angriff? Wie aus dem Nichts fanden Rother, Karl und Co. zurück zum so schmerzlich vermissten Tempo-Handball. Zunächst jedoch ohne zählbaren Vorteil, über 2:2, 3:3 und 4:4 zeigte sich in der gut gefüllten Grünewaldhalle eine ausgeglichene Partie. Doch schon im frühen Verlauf zeigten sich die Veränderungen im HSG-Spiel, über Ballgewinne waren Konter möglich, nach dem 7:5 durch Samuel Hilpert erhöhte Christoph Böhlecke beim Stand von 9:6 erstmals auf eine Drei-Tore-Führung. Mehr noch, Felix Rother mit zwei Treffern, Sebastian Englert und Fabian Hintzsche erhöhten bis zur 22. Minute auf eine Führung von 13:7. Laudenbach sah sich zu einer ersten Auszeit gezwungen und schon waren in der Folge die dennoch schonungslos vorhandenen Makel im Taubertal erkennbar. Die Gäste stellten das Abwehrspiel etwas um und aufseiten der Heimmannschaft machte sich womöglich fälschliche Sicherheit breit. Nach rund fünf Minuten waren die Gäste beim Stand von 14:12 durch ein Tor von Julian Hähnel (27.) wieder in Schlagdistanz.
Rückschläge und Zusammenhalt
Noch vor dem Pausenpfiff erarbeitete sich die HSG eine gehörige Hypothek. In der Schlussminute erhöhte zwar Felix Rother auf 16:13, doch verabschiedeten sich in den finalen 40 Sekunden noch Tobias Karl und Justin Bauer mit jeweils einer Zeitstrafe. Die ersten knapp 90 Sekunden der zweiten Hälfte musste die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim somit im 4 gegen 6 bestreiten. In den vergangenen Wochen wäre dies zweifelsohne eine Situation gewesen, in welcher die Taubertal-Handballer den Faden verloren hätten und ein Spiel hätte kippen können. Doch nicht dieses Mal – im Gegenteil, in doppelter Unterzahl verteidigten die Grünen mustergültig und präsentierten sich trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit im Angriff aufgeweckt und agil. Das Ergebnis war ein Tor von Sebastian Englert zum 17:13, wobei erneut die Messe noch keinesfalls gelesen war. Laudenbach kam abgesehen von den ersten Sekunden sehr viel wacher aus der Kabine und nach einer starken HSG-Phase nahmen sich die heimischen Köpfe erneut eine kurze Pause. Bis zur 35. Minute gelang kein eigener Treffer und drei Gäste-Tore stellten beim 17:16 auf den ersten Ein-Tore-Rückstand seit dem 7:6 in Minute 12.
Doch wieder hielt die Bastion der HSG, man raufte sich zusammen, unterstützte sich im Abwehrverbund und fand geduldig im Angriffsspiel seine Möglichkeiten. Mit viel Nervenstärke und einem kühlen Kopf führten Felix Rother mit seinem Treffer zum 20:17 und Tobias Karl mit seinem Treffer zum 21:17 die augenscheinliche Vorentscheidung herbei. Doch natürlich spielten bei weitem nicht nur die beiden scheidenden Akteure der HSG an diesem Abend, die gesamte Mannschaft funktionierte besser als zuvor. Sebastian Englert trug sich mit dem 24:21 nach 44. Minuten zum sechsten Mal in die Torschützenliste ein, Justin Bauer erhöhte in der 45. Minute auf 25:21. Konnte man die letzte Viertelstunde der Saison in heimischer Halle demnach entspannt bestreiten? Keinesfalls, wenn auch viel danach aussehen sollte. In einer abgeklärten Art und Weise ging es in die Schlussphase, der reine Blick auf die Anzeigetafel versprach ein harmloses Ende der Partie, abermals sollte Tobias Karl zum zwischenzeitlichen 28:23 treffen. Doch wie schon den gesamten Spielverlauf zuvor, schlichen sich heftige Fehler in das Spiel der HSG ein. Mit Anbruch der letzten fünf Minuten kippte das Geschehen gefährlich weit in Richtung der Gäste. Mit Toren von Jan Teurer, Daniel Leide und David Pinkepank stand es mit noch etwas weniger als drei Minuten auf der Uhr plötzlich 30:29.
In dieser Phase sollte sich erneut das sich verabschiedende Duo aus Felix Rother und Tobias Karl in den Mittelpunkt der Geschehnisse spielen. Im Angriff erspielten sich der Mittelmann und der Kreisläufer ein nicht zu verhinderndes Tor, womit die HSG mit 31:29 führte. Dann wurde es hektisch, Karl sah rund 90 Sekunden vor Schluss eine Zeitstrafe, gefolgt von einer weiteren Zeitstrafe für Christoph Böhlecke. Wieder hieß es: 4 gegen 6.
Den fälligen 7-Meter-Strafwurf verwandelte Julian Hähnel und der Abstand lag erneut bei nur einem Tor. Und es kam zum Herzschlagfinale, dass ein solches Spiel womöglich nicht benötigt, jedoch verdient hat. Im Angriff leistete sich die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim einen technischen Fehler und damit einen Ballverlust. Die TG Laudenbach ist auf und davon in Richtung HSG-Tor, doch springt Felix Rother mit vollem Risiko in einen Pass und holt somit den Ballbesitz für die HSG zurück. Der Mittelmann ist nun auf und davon, mit dem Ziel den Deckel auf die Partie zu setzen und wird mit noch knapp 30 Sekunden auf der Uhr unschön gebremst. Bereits in der vorangegangenen Situation musste auch die TGL auf einen Spieler per Zeitstrafe verzichten, nach dieser weiteren Szene und der folgenden Zeitstrafe hieß es 4 gegen 4 bei noch 26 Sekunden auf der Uhr. Den fälligen 7-Meter-Strafwurf verwandelte der Spielmacher Rother gekonnt, womit die HSG erneut mit zwei Toren in Front liegen sollte. In einem hektischen letzten Angriff gelang Jan Wilkening noch der Anschlusstreffer zum 32:31 – doch danach war Schluss im Taubertal!
Trotz der wilden Schlussphase und dem zweifelsfrei am Ende nicht gänzlich souveränen Auftritt der HSG, gab es in der Folge kein Halten in der Grünewaldhalle. Der erst zweite Sieg in der Rückrunde, ein Herzschlagfinale, viel Emotion und gleich vier Abschiede – all das präsentierte sich in diesem letzten Heimspiel der aktuellen Saison, mit dem glücklicheren Ende für die HSG. Den Gästen aus Laudenbach ist trotz der erneuten knappen Niederlage gegen Dittigheim/Tauberbischofsheim der Kampfgeist keine Sekunde abzusprechen. Für die HSG geht es nun in noch zwei Auswärtsspielen der Saison darum, die Spielzeit würdig zu beenden. Der kommende Gegner ist der aktuelle Tabellenführer aus Hemsbach.

