
Der TV Brühl entführt einen Sieg aus dem Taubertal! Nach dominanter erster Halbzeit, verliert die HSG im zweiten Durchgang den Faden, muss personell äußerst kreativ werden und kassiert in den letzten Sekunden den vernichtenden Treffer zur Niederlage.+
Das neunte Heimspiel der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim stand zunächst unter einem guten Stern. Anders als noch in vielen anderen Spielen der Saison verpasste die Winter-Truppe den Anfang nicht. Gewarnt durch die jüngst eher wackeligen Leistungen, schien man sich im Taubertal zusammenzureißen. Nach sechs Minuten brachte Tobias Karl mit dem 3:1 seine HSG ein erstes Mal mit zwei Toren in Fron, Leon Scheler-Eckstein erhöhte in der neunten Minute auf 5:2 und damit die erste Drei-Tore-Führung. Die Gäste des TV Brühl waren früh zur ersten Auszeit gezwungen, der Auftritt der HSG, die ohne Spielmacher Felix Rother auskommen musste, schien zu überraschen.
Dominant bis zum Pausenpfiff
Und die HSG ließ nicht locker. Der Vorsprung wuchs, die Abwehr brachte die Gäste zum Verzweifeln, über die Stände 8:4, 10:5 und 12:6 war man kurz nach Ablauf der ersten Viertelstunde in augenscheinlich ruhigem Fahrwasser angelangt. Brühl fand weiter kaum in Mittel, um einen Fuß in die Partie zu setzen, doch die HSG bot bei aller Dominanz erste Türöffner an. Bei den jeweiligen Spielständen klangen die Versäumnisse nicht gravierend, doch sollten beispielsweise zwei verworfene 7-Meter zum späteren Zeitpunkt noch ein Thema werden. Raphael Koper hätte in der 21. Minute per Strafwurf auf 13:7 stellen können, anstelle dessen kamen die Gäste in den folgenden Minuten auf 13:9 heran. In der 26. Minute hätte Justin Bauer auf 16:9 erhöhen können, wieder sollte die frühzeitige Entscheidung nicht fallen.
Dennoch zeigte die HSG eine der wohl beste ersten Halbzeiten der aktuellen Saison. Mit einer konzentrierten Defensive, einem guten Torhüterspiel und viel Variabilität im Angriff geht man mit 17:10 in Richtung der Kabinen. Einzig konnte sich die Heimmannschaft hierbei vorwerfen, dass der sprichwörtliche Sack nicht zugezogen wurde.
Rückfall in alte Muster
Der Beginn der zweiten Halbzeit lässt sich leicht als Rückfall in alte Verhaltensmuster betiteln. Der Beginn des Spielabschnitts wurde komplett verschlafen, die Zielstrebigkeit und der Zusammenhalt aus Halbzeit eins war komplett verschwunden. Die Gäste nutzten die neuen Freiheiten und gestalteten das Spiel nach und nach immer offener. Aus dem Halbzeitstand und der Sieben-Tore-Führung wurde in weniger als sieben Minuten ein Zwei-Tore-Vorsprung, Dominic Diehl verkürzte für Brühl auf 18:16. Wie schon beim letzten Auftritt in Weinheim bringt die HSG damit eine gute erste Halbzeit nicht in den zweiten Abschnitt mit, doch noch führte die Winter-Mannschaft.
Nach dem katastrophalen Start mit einem 1:6-Lauf konnte sich die HSG jedoch zwischenzeitlich auf die Tugenden der ersten Halbzeit besinnen. Der über die gesamte Spielzeit gut eingesetzte Tobias Karl erhöhte auf 20:16, durch einen verwandelten 7-Meter stellte der Kreisläufer in der 42. Minuten beim 21:16 einen Fünf-Tore-Vorsprung wieder her. Die gut gefüllte Grünewaldhalle sah nun eine offene Partie, in der die Hausherren die Schwächephase überwunden hatten – zumindest war dies der Anschein. Den Gästen ist Lob auszusprechen, denn bis in die Schlussphase sollte der TV Brühl auf die Sensation lauern – und belohnt werden. Während sich die HSG in sicherem Vorsprung sah, kämpfte der TVB im Anlauf auf die letzten zehn Minuten um den Anschluss.
Nun zeigten sich die kommenden Aufgaben für Oliver Winter deutlich. Unter Druck steigerte sich die Fehlerquote seiner jungen Mannschaft zusehends. Eisfeld, Justin und Luca Bauer, aber auch Raphael Koper und Samuel Hilpert sahen sich zu schnellen und unvorbereiteten Abschlüssen verpflichtet, die resultierenden Ballverluste nutzten die erfahrenen Gäste eiskalt aus. In der 54. Minute war es dann plötzlich beim Stand von 25:24 nur noch ein Tor Vorsprung für die HSG. Der Druck stieg und die HSG sollte brechen. In den finalen fünf Minuten gelang kein eigener Treffer mehr, der TV Brühl wartete clever auf seine Chancen und ging mit dem Tor von Simon Drees wenige Sekunden vor Schluss erstmals seit dem 0:1 in Führung.
Somit bringt sich die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim in vernichtender Art und Weise um den eigenen Lohn. Abermals sind es zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten, die ein an sich entschiedenes Spiel nochmal spannend machen sollte. Anders als noch in Weinheim resultiert eine am Ende enorm bittere, jedoch gleichermaßen verdiente Niederlage. “Über den Großteil der Spielzeit machen wir alles richtig. Wir verteidigen unsere eigene Halle, sind dominant, zielstrebig, druckvoll und lassen wenige Fehler zu. Nur, um in unerklärlich schwache Phase zu fallen und so einen Gegner wieder stark machen. Im Hinblick auf das bevorstehende Derby in Königshofen, wissen wir genau, wo wir ansetzen werden”, blickt Oliver Winter voraus.
