HSG zahl Lehrgeld in Brühl

Der vierte Spieltag der Landesliga Rhein-Neckar-Tauber bescherte der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim die dritte Niederlage. Sowohl zu Beginn der Partie, als auch nach der Halbzeit entscheiden jeweils fünf Minuten die Partie.

Mit dem ersten Sieg der Spielzeit reiste die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim am unliebsamen Sonntag in den Mannheimer Vorort Brühl. Der ambitionierte Aufsteiger TV Brühl zeigte bis dato einen beherzten Auftritt beim aktuellen Tabellenführer aus Hemsbach (28:30) und erkämpfte sich mit zwei Toren in der letzten Spielminute einen ersten Punkt in Neckarelz.

Personell begannen die HSG-Sorgen an diesem vierten Spieltag bereits auf der Trainerbank – Coach Oliver Winter konnte die Mannschaft nicht begleiten, interimsweise übernahm Tobias Karl die Geschicke an der Taktiktafel. Aus personeller Sicht auf dem Spielfeld fehlten weiterhin Elias Liebe und Christoph Böhlecke, am Spieltag musste kurzfristig noch auf Samuel Hilpert verzichtet werden. Dennoch – das jüngste Ergebnis machte Mut und der HSG-Tross rechnete sich durchaus Chancen in Mannheim aus.

Rückfall in alte Muster: Katastrophaler Start

Es zeigte sich jedoch bereits in der Anfangsphase der Partie, dass es kein leichtes Unterfangen werden sollte, etwas Zählbares aus Brühl mitzunehmen. Wie bereits in den ersten beiden Saisonspielen legte die HSG einen regelrechten Fehlstart hin. Zwar ging man über die ersten Angriffe jeweils in Führung und stellte beim 2:2 in der vierten Minute ein ausgeglichenes Bild auf die Platte, dann jedoch kippte das Geschehen. Ein kalter und verdienter 5:0-Lauf der Hausherren stellte auf 7:2 – somit legte Karl bereits vor der 10. Minute die Timeout-Karte. Die Probleme waren offensichtlich, in der Defensive bekam man keinen Zugriff auf die mit Tempo anlaufenden Brühler – im Angriff zeigten sich Schwächen im Positionsangriff und vor allem wenig Bewegung im Spiel gegen die eher offensiv agierende Abwehr.

Jedoch zeigte die Auszeit Wirkung und die HSG ließ trotz Rückstand nicht abreißen. In der 15. Minute war man beim 9:6 aus Sicht der Hausherren wieder auf drei Tore dran – doch das Spiel kippte nicht. Die Mannschaft von Gael Zimmermann spielte die eigenen Stärken gekonnt aus, blieb im Angriff variabel und konnte sich phasenweise stets auf Fehler der HSG im eigenen Spiel verlassen. So pendelte das Ergebnis zwischen Aufholjagd und Vorentscheidung – in der 17. Minute hatte Brühl auf einen 6-Tore-Führung (12:6) gestellt, in der 25. Minute sah es beim Stand von 15:13 deutlich besser aus. Sobald sich die HSG im Angriffsspiel auf die eigenen Stärken besinnen konnte, ergaben sich klare Chancen und folglich Torerfolge, zeitweise funktionierte die Abwehr gut, jedoch folgten stets Phasen, in denen den Hausherren Tür und Tor geöffnet wurden. Mit diesem Katz-und-Maus-Spiel ging es mit 18:13 in die Kabinen.

Déjà-vu aus der ersten Halbzeit

Die Vorgaben aus der HSG-Kabine dürften recht einfach gewesen sein. Die Abwehr musste die stets stark im Eins-Gegen-Eins agierenden Brühler besser annehmen und im Kollektiv verteidigen. Der Angriff brauchte mehr Struktur und vor allem weniger technische Fehler. Dieser Fahrplan ging, mehr oder weniger identisch zum Start in die erste Halbzeit, komplett in die Hose. Nach nur etwa dreieinhalb Minuten zeigte die Anzeigetafel ein augenscheinlich vernichtendes 23:14 – im Anschluss spielte die HSG zwar wieder mit und fand etwas besser in die zweite Hälfte, dennoch holte sich der TVB in der 41. Minute beim Stand von 26:16 den ersten 10-Tore-Vorsprung.

Die Messe war gelesen? Es sah alles danach aus, wo im ersten Durchgang noch ein Aufbäumen in zumindest zeitlich begrenzten Phasen erkennbar war, präsentierte die HSG in den zweiten 30 Minuten keinen handballerischen Leckerbissen. Doch ernährt sich das Eichhörnchen bekanntermaßen mühsam und wenn auch am Spielstand kaum zu erkennen – die Taubertal-Handballer ließen erneut nicht komplett abreißen. Größer als elf Tore sollte der Rückstand bis in die finale Viertelstunde nicht werden und völlig ohne Vorwarnung legte die HSG den sprichwörtlichen Hebel um. Ab der 49. Minute stellten drei Tore auf 30:22, nur noch acht. Nach zwei weiteren Treffer bis in die 53. Minute stand es 31:24, nur noch sieben. Ein weiterer 3:1-Lauf aus Sicht der HSG stellte in der 55. Minute auf 23:27, nur noch sechs.

Die Hausherren dezimierten sich just in dieser Phase mit einer Zeitstrafe und anders als noch im ersten Durchgang, als das Überzahlspiel der HSG sehr zu Wünschen übrig ließ, nutzte man das personelle Übergewicht jetzt. Zwei weitere unbeantwortete HSG-Tore stellten auf 32:29, nur noch drei. Die HSG öffnete nun in der Schlussphase komplett die Abwehr, was tatsächlich Wirkung zeigte. Zwar gelang es nicht den Gegner komplett vom Tor fernzuhalten, jedoch ergaben sich durch gut provozierte Abschlüsse über Außen Ballgewinne. Mit noch knapp 40 Sekunden auf der Uhr stand es 34:32 und auf der Bank des TV Brühl machten sich womöglich Erinnerungen an den zuletzt verspielten Punkt in Neckarelz breit. Doch sollte es nicht sein, das späte Aufbäumen der HSG blieb ohne Belohnung, Philipp Noske entschied mit seinem Tor zum 35:32 das Spiel zugunsten der Hausherren.

Ohne Punkte reist die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim somit auch vom zweiten Auswärts-Trip zurück ins Taubertal. Über weite Strecken fielen Rother, Maier und Co. in alte Muster zurück – die Baustellen sind vor dem Derby gegen die HG Königshofen/Sachsenflur somit leicht zu erkennen. Trotz der dritten Niederlage der Saison zeigen gerade die letzten zehn bis 15 Minuten der Partie, dass die HSG das Herz am rechten Fleck hat, kämpfen kann und auch unter Druck nicht zerbricht. Bekanntermaßen sind dies, gepaart mit echten Comeback-Qualitäten, nicht die schlechtesten Eigenschaften für ein bevorstehendes Derby.

TV Brühl: Koffeman (9), Kinner (7), Diehl (5), S. Drees (4), Dederichs (3), Kraft (3), Jakob (2), Noske (2), F. Drees, Frisenhan, Gaisbauer, Kuderer, Palme, Rohr

HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim: Rother (10), Maier (6), J. Bauer (4), Hintzsche (4), Koper (4), Scheler-Eckstein (2), L. Bauer (1), Esser (1), Eisfeld, Gluhak, Reinholdt, Schneider

Aufholjagd bleibt ohne Belohnung - die HSG verliert in Brühl. Credit: Jutta Muck