
Beim Tabellenschlusslicht zählte für die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim nicht weniger als ein Sieg. Doch waren die Vorzeichen nicht ganz so deutlich wie womöglich die Tabelle darstellen sollte – Weinheim wachte in den letzten Spielen regelrecht auf und die HSG brachte eine Drei-Niederlagen-Serie mit.
Während die Winter-Mannschaft noch immer auf den ersten Saisonsieg im neuen Kalenderjahr wartete, erschien das Auswärtsspiel bei der HSG Weinheim-Oberflockenbach als perfekte Bühne. Doch sollten die Taubertal-Handball gewarnt nach Weinheim fahren, eine Bilanz von zuletzt 0:6 Punkten aus drei Spielen sorgte nicht gerade für Selbstvertrauen und zudem war der Tabellenletzte zuletzt mit dem zweiten Saisonsieg zurück in die Spur gelangt. Rother, Karl und Co. trotzdem dem Druck und spielten ab der ersten Minute mit einem klaren Konzept in Richtung Auswärtssieg. Nach vier Minuten stand es 3:1 aus Sicht der HSG, beim 5:2 nach knapp zehn Minuten war der Drei-Tore-Vorsprung gesichert – es klappe in der Anfangsphase augenscheinlich nahezu alles bei den Gästen.
Jedoch zeigte sich bereits in diesem starken ersten Abschnitt, dass die HSG Weinheim-Oberflockenbach nicht unbedingt zurecht mit der roten Laterne im Tabellenkeller sitzt. Immer, wenn die HSG mal einen Ball verspielte oder im Abschluss nicht zwingend genug war, holte vor allem Klaus Beulich sein Team zurück ins Spiel. Aus einem 3:7-Rückstand (13.) machte man kurzerhand ein 5:7 (14.) – in der 15. Minute war das Spiel beim 7:8 aus Sicht der Hausherren beinah wieder komplett offen. Doch nun zeigte die HSG endlich wieder, was in dieser Spielzeit erreicht wurde – unter Druck verteilten die Grünen aus dem Taubertal die Last auf alle Schultern und blieben damit schwer auszurechnen. Die Abwehr wurde stabilisiert, das Torwartspiel nahm entscheidende Bälle weg und prompt macht man aus der knappen Führung mit einem Tor in wenigen Minuten beim 11:7 eine Vier-Tore-Führung. Die Tore hierfür steuerten Raphael Koper, Sebastian Englert und Justin Bauer bei – die HSG zeigt schon jetzt deutlich das Gesicht der kommenden Runde. Mit Erfolg – weitere Treffer von Koper und Englert, sowie ein Treffer von Leon Scheler-Eckstein, bringen die HSG in der 20. Minuten beim 14:9 erstmals fünf Tore in Führung.
Nun verloren die Hausherren aus Weinheim und Oberflockenbach etwas den Faden, ganz schwache fünf Minuten ließen gnadenlose HSG-Handballer auf 18:10 davonziehen – der Halbzeitstand von 21:13 aus HSG-Sicht dürfte als Vorentscheidung zu werten sein.
Gefährliches Spiel der HSG
Das Wort “Vorentscheidung” wird in der HSG-Kabine zweifelsfrei nur dann gefallen sein, wenn der Zusatz “Das ist noch lange keine” dabei war. Auch nach starken 30 Minuten war in Weinheim noch kein Sieg eingefahren, wobei man den zweiten Durchgang dennoch so beginnen sollte. Sämtliche Tugenden aus dem ersten Durchgang wurden über Bord geworfen – ein 0:4-Lauf öffnete die Comeback-Tür für Weinheim gewaltig. Oliver Winter sah sich nach weniger als sieben Minuten gezwungen, die Timeout-Karte zu legen – das zeigte Wirkung. Für zumindest einen Moment, Justin Bauer traf in dieser 37. Minuten das erste Mal für die HSG im zweiten Durchgang, nun sollte es wieder laufen. Im Gegenteil, es ergab sich bis in die 41. Minute ein weiterer 0:3-Lauf und mit noch etwas weniger als 20 Minuten auf der Uhr war die Partie beim Stand von 22:20 wieder komplett offen.
Den Vorsprung verspielt war die HSG auf der Suche nach der Dominanz der ersten Hälfte, während die Hausherren immer gieriger auf den Ausgleich wurden, schlichen sich viele Nicklichkeiten ein. Mit steigender Härte schwächten sich die Weinheim-Handballer zusehends selbst, ganze sechs Zeitstrafen machten es dem Tabellenletzten enorm schwer den Bock umzustoßen. Wobei an dieser Stelle keinesfalls die Leistung der HSG geschmälert werden soll. Der Druck wuchs auf die junge Mannschaft, die in dieser Phase bewusst auch Spielanteile von den Führungsspieler Rother und Karl wegnahm. Die Namen Bauer, Koper, Englert und Böhlecke sind schlussendlich die Zukunft des Handballs in Tauberbischofsheim und Dittigheim. Durch einen Zwischensprint und endlich wieder geordnetes HSG-Spiel stand es nach 45 Minuten wieder 26:21, der Fünf-Tore-Vorsprung ließ eine ruhige Schlussphase erahnen.
Doch blieben die Taubertal-Handballer dem Spiel auf Messers Schneide treu – zwar bestand nie akute Gefahr die Führung und damit gegebenenfalls sogar den Sieg verschenken, jedoch zeigte man in den ablaufenden 15 Minuten keineswegs die Leistung von zuvor. In der 50. Minute führte die HSG beim 27:25 nur noch mit zwei Treffern, in der 56. Minute traf Sebastian Englert zum 29:26, Luca Bauer sollte das entscheidende 30:27 (58.) erzielen. Durch ein Tor von Lukas Weigold in letzter Minute ergab sich der Endstand von 32:28. Die HSG Weinheim-Oberflockenbach hat sich nach einer katastrophalen ersten Hälte lediglich vorzuwerfen, dass man es im zweiten Durchgang womöglich an manchen Stellen zu sehr wollte und so mit zu vielen Zeitstrafen nicht mehr in der Lage war, die HSG-Führung zu erobern. Auf der anderen Seite steht nach schwierigen drei Spielen der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim eine erste Hälfte zu Buche, welche wohl problemlos in die Riegen der besten Saisonleistungen aufgenommen werden darf. Der zweite Durchgang macht die Baustellen für Oliver Winter schonungslos deutlich, jedoch überwiegt auch eher das Lob des Trainers, dass seine Mannschaft gerade unter Druck das Heft des Handelns nicht gänzlich aus der Hand gegeben hat.
“In der ersten Halbzeit läuft es für uns nach Plan – wir stellen eine stabile Abwehr, haben gute Torhüter und werfen über 20 Tore. Mit so einem Vorsprung gegen einen Tabellenletzten, der nichts mehr zu verlieren hat, in die zweite Halbzeit zu gehen ist immer schwer. Da verspielen wir über weite Strecken das, was wir uns zuvor erspielt haben – wobei wir immer in den entscheidenden Phasen da waren. Das zeigt, was wir in der Saison aus der größtenteils jungen Mannschaft gemacht haben, zu Beginn der Saison wäre so eine zweite Hälfte wahrscheinlich noch gekippt”, fasst ein stolzer Oliver Winter zusammen.
HSG TSG Weinheim-TV Oberflockenbach: Beulich (9), Labs (5), Scheurich (4), Weigold (4), Knapp (2), Knauer (2), Scheuermann (2), Brandis, Kinscherf, Knispel, Koob-Lautenbach, Nethövel, Schneider, Voll
