…zwar nicht die Bayern aus München, aber die Bayern der Bezirksliga namens TSB Horkheim.
Zur Erklärung: Bis dato hatte Horkheim 20:0 Punkte und spazierte mit im Schnitt knapp 40 geschossenen und 20 erhaltenen Treffern praktisch ohne Gegenwehr durch die Liga. Auf einen echten Gegner war man dabei bisher nicht getroffen und der Trip ins Taubertal im schicken weißen Fanbus sollte dazu dienen vier Spiele vor Ende der Runde die Meisterschaft vorzeitig klarzumachen.
Dem vermeintlichen Opfer stand der Sinn aber nach etwas anderem. Man hatte weder die demütigende 44:13 Schlappe der Vorrunde noch das harte Einsteigen gegen unser mit fünffachem Ersatz und mehreren angeschlagenen Spielern angetretenen Rumpfteam und schon gar nicht die Verhöhnungen des „sportlichen“ Publikums vergessen.
Trainer Helmut Kordmann hatte sein Team wochenlang bis ins Detail auf die Stärken des Gegners (Schwächen gab es keine) eingestellt und man hatte sich geschworen über 60 Minuten einen Kampf auf Biegen und Brechen abzuliefern.
Entsprechend motiviert legte die JSG los und ging sofort mit 2:0 in Führung. Die Jungs aus Horkheim konnten kurzfristig noch ausgleichen, erlebten dann aber ihr persönliches Waterloo. Erst zur Verwunderung, dann zum Entsetzen des zahlreich mitgereisten Gästefanblocks nahm der JSG-Angriff die gefürchtete TSB 3:2:1-Abwehr mit ständigen Tempowechseln und Offensivvarianten regelrecht auseinander, unterband deren gefährliches Konterspiel vollkommen und ließ die gegnerische Offensive mittels einer kompakten Abwehr nicht zur Entfaltung kommen. Was dennoch durchkam war eine sichere Beute des an diesem Tag überragenden Torwarts Simon Ollmert.
So ging man wieder in Front, zog auf 16:9 davon und ging mit einer niemals für möglich gehaltenen 19:14-Führung in die Pause.
Wollte man ursprünglich lediglich ein ehrenhaftes Ergebnis erzielen und dem Favoriten möglichst lange das Leben schwer machen, so wurde jetzt beschlossen die Gunst der Stunde zu nutzen und Horkheim mit einer Niederlage nach Hause zu schicken.
Dabei galt es zwei Aufgabenstellungen zu erfüllen: erstens der zu erwartenden Anfangsoffensive der TSB zu widerstehen und zweitens den totsicher zu erwartenden Kräfteeinbruch mittels Kampfgeist zu überwinden. Horkheim hatte noch eine beinahe komplette zweite Mannschaft auf der Bank, wir lediglich eine Wechselmöglichkeit plus zwei kaum A-Jugenderfahrene B-Jugendliche; ferner war unser unersetzliche Allrounder Tim „Schnitzel“ Schneider angeschlagen und nach zweimal zwei Minuten rotgefährdet.
Aufgabe eins gelang bravourös und die Jungs aus Dittigheim, TBB und Hardheim fingen den Ansturm des Gegners nicht nur ab sondern bauten die Führung sogar auf 25:18 aus.
Dann ließen wie erwartet die Kräfte der Heimmannschaft nach, der wankende Riese wollte noch nicht fallen und erzwang mit dem 29. Treffer nochmal den Ausgleich. Wer gedacht hatte die JSG würde jetzt zusammenbrechen hatte sich allerdings geirrt. Die Jungs von Tauber und Erf erholten sich wieder und blieben bis fünf Minuten vor Ende der Partie immer leicht in Führung. Jetzt beging Horkheim den finalen
Fehler: man wollte den Sieg mit Gewalt erzwingen und ging zu früh in offene Manndeckung über – nicht unbedingt die Stärke einer Mannschaft, die normalerweise nie in Rückstand liegt. Unsere wendigsten und technisch besten Spieler Tizian Hartmann und Pascal Gärtner nahmen das Angebot dankend an, umkurvten die unsortiert stehenden Gegner wie Slalomstangen und verpaßten dem hohen Favoriten schließlich den endgültigen ko zum vielumjubelten und hochverdienten 35:32-Sieg. / HSG, Helmut Kordmann
HSG: Simon Ollmert (Tor), Leon Schmidt (4), Tizian Hartmann (5), Ludger Wulf (1), Erik Kordmann (7), Tim Schneider (9), Marc Bischof (5), Pascal Gärtner (4), Nick Mayer, Carlo Hartnagel