HANDBALL NACH DEM KLASSENERHALT IN DER VERBANDSLIGA MUSS TRAINER MARTIN KEUPP FÜR DIE KOMMENDE SAISON EINE NEUE MANNSCHAFT AUFBAUEN UND VERFOLGT DABEI KLARE ZIELE
Martin Keupp geht als Trainer des Handball-Verbandsligisten HSG Dittigheimn/Tauberbischofsheim bald in seine vierte Saison. Der engagierte Coach muss in der kommenden Runde eine neue Mannschaft aufbauen, hegt aber trotzdem große Ambitionen mit dem Taubertal-Verein. Der Blick geht nach oben.
Wenn du auf die abgebrochene Verbandsliga-Saison zurück schaust. Mit welchem kernigen Satz würdest du die Entwicklung deiner Mannschaft zusammenfassen?
Trotz Verletzungspech (Viktor Bodo) und privaten Ausfällen (Felix Rother / Alex Bitsch) in der Hinrunde, konnten wir uns mit voller Mannschaftsstärke in der Rückrunde eindrucksvoll zurückmelden und hätten bestimmt noch den ein oder anderen Tabellenplatz gut machen können.
Welcher Spieler hat sich am positivsten, am überraschendsten entwickelt?
Auf jeden Fall Tobias Karl (Kreisläufer)! Ich wusste, dass wir mit ihm aus Schweinfurt einen guten Kreisläufer dazu bekommen werden. Er konnte uns direkt weiterhelfen und ist meiner Meinung nach, zu einem der besten Kreisläufer der Liga geworden – das freut mich sehr!
Im Artikel von Anfang April klangst du sehr zuversichtlich, was die neue Saison angeht. Würdest du das bitte begründen?
Trotz vieler Abgänge, ist es uns gelungen die Mannschaft durch gute, junge, aber auch erfahrene und qualitativ hochwertige Spieler neu zu formen. Alle Neuzugänge haben überwiegend schon in höheren Ligen Erfahrung sammeln können, deshalb bin ich mir sicher, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen werden. Jetzt bleibt nur noch die Hoffnung, dass sie auch Mitte September beginnen kann.
Wie sieht die Kaderplanung genau aus? Konkret: Welche Zu- und Abgänge gibt es?Abgänge: Jonas Berthold, Carlo Hartnagel, Nick Mayer (alle drei HG Königshofen/Sachsenflur), Volker Leikauf (unbekannt), Felix Rother (Referendariat – Einsatzgebiet noch unklar), Mike Biesinger, Dominik Gärtner, Steffen Gärtner (alle drei Karriereende), Florian Brezina, Alex Bitsch, Jonathan Mohr (alle drei aus privaten Gründen)
Zugänge: Ove Villmann (DJK Rimpar II / Tor), Martin Klotz (vereinslos / Tor), Felix Maier (TG Heidingsfeld / LA), Felix Bloser (HSG Erbach / LA), Hannes Ackermann (SpVgg Giebelstadt / Rückraum), Dennis Orf (TG Heidingsfeld / Rückraum), Moritz Reichhard (TV Großlangheim / Rückraum), Henrik Nass (TG Heidingsfeld / Kreis), Bendix Block (eigene Jugend / Rückraum), Simon Lippert (eigene Jugend / RA)
Mit dem Klassenerhalt ist dir nach 2 Meisterschaften in der Landesliga nun der größte Erfolg der HSG gelungen. Was sind deine persönlichen Ziele mit dem Team?
Nach dem Klassenerhalt haben wir den Kader jetzt so aufstellen können, dass wir auf jeden Fall oben mitspielen wollen. Da wir aber durch so viele Ab- und Zugängen eine komplett neue Mannschaft aufbauen müssen, gilt es jetzt erst einmal abzuwarten wie alle miteinander harmonieren und zusammenspielen werden. Es wird auf jeden Fall eine große Herausforderung, bei den aktuellen Umständen werden, die Mannschaft bis zum Saisonstart zu einer Einheit zu formen. Aus diesem Grund muss ich mit meiner Prognose sehr vorsichtig sein.
Hat die HSG das Potenzial, mit dem TV Hardheim in der Badenliga gleichzuziehen?
Natürlich wäre es schön aufzusteigen, um mit dem TV Hardheim in einer Liga zu spielen. Denken wir nur einmal an die Derbys, welche damit verbunden wären. Das würde dem Handball in der Region sicherlich richtig guttun. Damit wir diesen nächsten Schritt gehen können, haben wir in den letzten 2-3 Jahren, mit viel Engagement und vielen tollen ehrenamtlichen Helfern einen Grundstein dafür gelegt. Dieser Verein und die Ressourcen, welche hier im Taubertal vorhanden sind, stimmen mich sehr positiv, dass wir unsere Ziele definitiv erreichen können.
Bei der HSG spielen viele auswärtige Spieler. Besteht hier die Gefahr einer „Verfremdung“ mit den Fans?
Ich glaube, dass wenn wir Spieler zur HSG holen, welche sich mit dem Verein identifizieren können und auf dem Spielfeld alles für den Verein geben, werden wir hier wenig Probleme bekommen. Gute Beispiele gibt es hierfür schon einige. Schauen wir uns nur einmal die Integration einiger weniger Spieler, wie z.B. Tobias Karl, Felix Rother, Viktor Bodo oder die Gärtner Brüder. Alle wurden von unseren Zuschauern gefeiert und voll akzeptiert. Hier haben wir in den letzten zwei Jahren vieles richtig gemacht und gute Charaktere in unseren Verein geholt. Dennoch möchten wir in Zukunft aber auch vermehrt ein Auge auf die eigenen Nachwuchsspieler legen, was uns sehr wichtig ist. Hier haben wir mit Simon Lippert und Bendix Block in der letzten Saison schon begonnen.
In welchen Bereichen muss sich der Verein weiter entwickeln?
…ganz klar bei der Jugendarbeit. Wir müssen den Jugendlichen aufzeigen, dass sie bei uns eine Perspektive haben, dass Handball ein toller Sport ist und dass Vereinsleben etwas Schönes ist. Zudem müssen wir ihnen gute Trainer zur Seite stellen, die sie nicht nur handballerisch weiter bringen, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. Diese sind allerdings nicht so leicht zu finden.
Von welchen Nachwuchsspielern erwartest du in der neuen Saison den nächsten Schritt?
Mit Bendix Block bekommen wir einen talentierten Jugendspieler dazu, mit dem ich noch sehr viel vor habe und der zumindest in der Offensive bestimmt schon seine Kurzeinsätze bekommen wird. Das Selbe gilt für Simon Lippert auf der Rechtsaußen-Position, der allerdings in der kommenden Saison noch als A-Jugend-Spieler auf Torejagd gehen wird. Ihnen werden wir noch viel Zeit geben und Fehler zugestehen müssen, damit sie sich entwickeln können, um dann irgendwann einmal gestandene Spieler der 1. Männermannschaft zu werden.
Wie planst du eigentlich eine Vorbereitung, wenn noch gar nicht klar ist, wann es wieder losgehen kann?
Wir wollen Mitte Juni mit der Vorbereitung beginnen. So ist aktuell der Plan. Was bis dahin passiert, können wir heute noch nicht sagen. Die Vorbereitung auf die neue Saison wird durch Covid-19, für alle Trainer eine große Herausforderung werden. Da sich jeden Tag etwas ändern könnte, werden sich alle Übungsleiter sehr spontan und kreativ auf jede Trainingseinheit vorbereiten müssen. Zudem ist noch nicht einmal klar, wie und wann die neue Saison starten wird, was die Sache natürlich nicht leichter macht.
Wie lautet deine persönliche Einschätzung, dein persönlicher Vorschlag: Wie sollte man im Badischen Handball-Verband weiter verfahren?
Man sollte jetzt genau beobachten, wie sich die Lage im Profi-Fussball darstellt. Die Fussball-Bundesliga ist ein Vorreiter in Sachen Mannschaftssport. Sollte es hier in den nächsten Wochen keine Neuinfektionen durch Covid-19 geben, sollte man flächendeckend über Lockerungen im Mannschaftssport nachdenken. Klar ist aber auch, dass wir als Amateurmannschaft nicht vor jedem Training/Spiel einen Covid-19-Test machen können. Handball ist nun mal eine Kontaktsportart, welche von Zweikämpfen und Körperkontakt lebt. Hier sollte man genau überlegen, was im Amateursport Sinn macht und was nicht – wir sind keine Proficlubs und haben auch nicht deren Möglichkeiten.
Vielen Dank für das Interview.