Mit nicht viel weniger als dem Mut der Verzweiflung trat die HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim die Reise zum TSV Rot-Malsch 2 an. Die Rollen waren klar verteilt und wurden mit dem Anpfiff quasi getauscht.
Die Vorworte des siebten Saisonspiels der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim waren mehr als deutlich. Mit vier Niederlagen aus sechs Spielen legen die Taubertal-Handballer einen waschechten Fehlstart hin und man ist angekommen, im Kampf des unteren Tabellendrittels. Diesen Kampf gilt es bekanntermaßen anzunehmen, was am vergangenen Samstag in St. Leon-Rot jeder einzelne HSG-Akteur machen sollte.
Die personelle Situation blieb unverändert angespannt. Tobias Ehler, Moritz Reichhard, Cornelius Bitsch und Felix Maier finden sich auf der Liste der Langzeitverletzen, dafür feierte Viktor Bodo zur jüngsten Heimniederlage sein Comeback. Schon länger ist klar, dass die vorhandenen Kräfte genutzt und gebündelt werden müssen, um zum Erfolg zu kommen. Motto: Zusammenraufen.
Mit dieser Maßgabe startete am Samstagabend eine muntere Partie in St. Leon-Rot. Die Gäste aus dem Taubertal zogen sichtlich ihre Lehren aus der Niederlage gegen den TV Schriesheim. Das Abschlussverhalten war deutlich abgeklärter, wenn auch ein ums andere Mal Fortuna aufseiten der Grünen nicht etwa fehlte. Ob nun abgefälscht, Innenpfosten oder direkt – die HSG-Angriffe fanden stets ihren Weg in das TSV-Tor. Im Defensivverbund setzte das Trainer-Duo Engert/Stein schon in der Trainingswoche alles auf eine komplette Umstellung. Der Ansatz zeigte sich deutlich offensiver, was direkt Wirkung zeigte. Schon früh in der Partie zwang man die Hausherren aus Malsch und Rot zu Fehlern, schwierigen Würfen und generierte so gefühlt erstmals in dieser Saison Ballgewinne. Dennoch war nicht alles Gold, was in den ersten Minuten glänzte. Nach rund 15 Minuten schnauften beide Mannschaften beim Stand vom 7:8 aus Sicht der Hausherren erstmals etwas durch.
Die HSG nutzte das sich beruhigende Geschehen eiskalt aus. Über schnelle Angriffe und einen immer wieder mustergültig bedienten Tobias Karl setzte sich die HSG auf bis zu 12:20 zur Halbzeit ab. Einziger Wermutstropfen der ersten Hälfte war die Verletzung von eben jenem Tobias Karl, der Kreisläufer und Abwehrchef verließ etwa in der 22. Minute bereits das Feld. Mit acht Toren im Rücken ergab sich für die HSG eine bisher in dieser Spielzeit nicht dagewesene Situation. Plötzlich sah man sich in der Rolle des Gejagten.
Sichtlich keine einfache Umstellung für die grünen Taubertal-Handballer, denn aus der Pause startete man mit plötzlicher Nervosität im Abschluss, technischen Fehlern und vor allem mit einem 3:0-Lauf der Hausherren. Doch genau in dieser Situation zeigte sich, was die HSG bereits aus der laufenden Spielzeit gelernt hatte. Jeder Spieler auf dem Feld, war bereit, seinen Beitrag in jeder erdenkbaren Form zu leisten. Leon Scheler-Eckstein, der sonst im Rückraum spielt, wich auf die Linksaußen-Position aus, Luca Bauer krönte seine konzentrierte Leistung mit starken Abschlüssen und Toren über Rechtsaußen, Justin Bauer findet mehr und mehr in sein Spiel im Rückraum und wird gerade im 1-gegen-1 zur unhaltbaren Waffe und Säule der HSG. Bei dieser Bandbreite an Möglichkeiten überrascht es auch nicht, dass jedes von den Hausherren gewählte Mittel nahezu ohne Wirkung verpuffen sollte.
Erst stellte die Mannschaft von Andreas Edinger auf eine Manndeckung mit Bezug auf Viktor Bodo um, der Rückraumschütze traf bis in den zweiten Durchgang wie er wollte. Die sich bietenden Lücken nutzte dann Spielmacher Felix Rother, um das HSG-Spiel clever zu lenken und stets eine Lücke in der TSV-Abwehr zu finden. Mit diesen Eindrücken sollte ab der 45. Minute eine doppelte Manndeckung provoziert werden. Aber auch ohne Felix Rother fand die HSG immer neue Lösungen. Lauffreudig, frisch im Kopf, konzentriert, sicher im Abschluss, all diese Attribute sollten zutreffen. Zudem packte man im Defensivverbund ordentlich zu, stets fair und doch mit der nötigen Härte. Sukzessive baute sich die HSG-Führung aus und am Ende veredelt ein auch in der Höhe verdienter Endstand von 26:37 den Auswärtssieg.
Die Mannschaft bedankt sich bei den mitgereisten Fans für die grandiose Unterstützung in fremder Halle und geht mit positiven Eindrücken in die kommende Trainingswoche. “Wir haben heute einen ganz wichtigen Schritt gemacht. Wir sind zu einhundert Prozent zu einer Einheit zusammengewachsen. Egal, wer heute auf der Platte war und wo er eingesetzt wurde, er hat alles für seinen Nebenmann gegeben. So, und nur so, können wir Spiele gewinnen”, urteilt HSG-Coach Max Engert nach der Partie stolz.
TSV Rot-Malsch: Springer (6), Thome (4), Hemberger (4), Barth (4), Klary (2), Geider (2), Funkert (2), Paul (1), Ganter (1), Fleck (1), Schäfer, Livaja, Linder, Grün.
HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim: Bodo (14), Karl (7), Scheler-Eckstein (5), Rother (4), L. Bauer (3), J. Bauer (2), Liebe (1), Schäfer, Klotz, Hintzsche, Hilpert, Gluhak, Böhlecke.