Schon mit Blick auf die Vorzeichen musste für einen HSG-Sieg im Derby ein regelrechtes Handball-Wunder aufkommen. Doch präsentierten sich die Engert-Schützlinge komplett anders, mit Spielwitz, mit Druck, überlegen, eiskalt. Jedoch nicht über 60 Minuten.
Wieder einmal zeichnet der Spielverlauf des Derbys ein Bild der laufenden Saison der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim. Personell hatte man in der Woche gewohnt zu kämpfen, neben Cornelis Bitsch, Moritz Reichhard, Felix Maier und Mattis Reinholdt konnte Felix Rother nicht trainieren, Viktor Bodo kam lediglich auf eine Einheit im Vorspiel des emotionalen Derbys. Doch ist das bei der HSG weder etwas Neues, noch eine Ausrede. Was die aufgebotene Sieben in den ersten fünf bis sechs Minuten auch eindrucksvoll unter Beweis stellte. In einer vollgepackten Tauber-Franken-Halle wies man die Hausherren aus Königshofen und Sachsenflur mustergültig in die Schranken, es stand 5:1 aus Sicht der HSG.
Doch schon in der Anfangsphase zeigten sich die Schwächen der HSG gleichermaßen. Der beeindruckende Vorsprung war nach weiteren etwa 15 Minuten beim Stand von 10:10 egalisiert, die grünen Taubertal-Handballer mussten demnach rein rechnerisch einen 5:9-Lauf hinnehmen. Dennoch spielte hier keinesfalls ein Aufstiegsaspirant gegen eine Mannschaft aus dem Mittelfeld, beide Teams mussten um ihre Tore kämpfen, die Emotion stimme, es war ein gewohnt heißes Derby. Nach dem ersten Ausgleich der Hausherren begann die HSG-Fassade zu bröckeln. Plötzlich machten sich völlig unnötig schnelle Abschlüsse, gepaart mit technischen Fehlern, breit. Im Stile einer Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel nutzte die Mannschaft von Heiko Maag und David Fischer die Einladung und ging in der 24. Minute beim Stand von 11:13 erstmals mit zwei Toren in Führung. Doch hielt die HSG, angepeitscht von sagenhafter Unterstützung der HSG-Fanzone, dagegen. Kurz vor der Halbzeit egalisierte man die hausgemachte starke Phase der Heimmannschaft mit dem Tor zum 16:16 wieder. Doch auch mit weniger als 30 Sekunden auf der Uhr sollte kein positives Ende der ersten Hälfte erreicht werden, im Gegenteil. Luca Bleckmann traf kurz vor dem Pfiff zum 17:16 aus Sicht der HG zur Halbzeitführung.
Desolate zweite Hälfte
Der zweite Durchgang knüpfte leider in kaum einem einzigen Detail an die Leistung der ersten Hälfte an. Zwar gelang es zunächst, den Rückstand beim 17:18 bei einem Tor zu halten, doch bereits in der 38. Minute traf Marcel Buchinger für die HG Königshofen/Sachsenflur vorentscheidend zum 23:19. In der Folge überschlagen sich die Ereignisse, Tobias Karl musste mit seiner dritten Zeitstrafe das Feld verlassen, bei der HG verabschiedete sich per direkter Disqualifikation Lars Grösslein wenig später. Unterdessen hielt die HG den Vorsprung, über 25:21, 26:22 und 29:26 schien das Spiel im Vorlauf der Schlussviertelstunde entschieden. Jedoch war dem überhaupt nicht so. Dass sich die schlussendlich sieghafte HG Königshofen/Sachsenflur keine gute Leistung auf die Fahne schreiben kann, manifestiert sich zwischen der 49. und 57. Minute. Über ganze acht Minuten rang die unermüdlich kämpfende HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim, die mit dem Aufstieg liebäugelnde, HG nieder. Kein Tor gelang den Mannen in Rot in eigener Halle in dieser Zeitspanne, jedoch sollte die Enger-/Stein-Mannschaft ebenfalls nicht treffen.
Gewissermaßen ist der Endspurt der Partie als eine Art Aderlass anzusehen. Tobias Ehler, der erst wenige Wochen wieder im Spielbetrieb ist, musste mehr oder weniger über 60 Minuten ran, Felix Rother, der wie Viktor Bodo zwei Wochen nicht trainieren konnte, spielte über weite Strecken. Da schwanden kurz vor Ende der Partie sichtlich die Kräfte. In Folge einer Auszeit der Hausherren stellten Marcel Buchinger (2 Tore) und Marius Fischer auf den am Ende zu hoch ausfallenden Endstand von 33:27.
Mit diesen Höhen und Tiefen bildet das Derby ein Spiegelbild der laufenden HSG-Saison. Bei mehr Konstanz wäre viel möglich, jedoch ist die Mannschaft noch nicht an dem Punkt, über die volle Spielzeit überzeugend abzuliefern. “Wir haben das Derby berechtigterweise verloren. Ich muss es so hart sagen. In den entscheidenden Momenten waren wir nicht auf Augenhöhe. Königshofen hat uns schon fast eingeladen, aufzuholen, doch wir haben die Einladung heute nicht angenommen. Wie aus jedem Spiel der Saison werden wir daraus lernen”, analysiert Max Engert.